Katastrophenschutzübung Freibad Altmannstein

28.04.2018
"Betriebsunfall im Freibad" mit Chlorgas heißt es in der Alarmierung: Knapp 90 Einsatzkräfte beteiligen sich in Altmannstein mit elf Fahrzeugen an der Gefahrgutübung im Sinne des Katastrophenschutzgesetzes. Die Einsatzleiter ziehen ein positives Fazit.

Es ist ein sonniger, warmer Frühlingstag im Altmannsteiner Freibad, das momentan noch nicht geöffnet hat. Diese Gelegenheit haben die Feuerwehren des Landkreises Eichstätt genutzt, um gemäß dem Katastrophenschutzgesetz ein Szenarium zu üben, das hoffentlich nie zur Realität wird, so Kreisbrandinspektor Franz Waltl aus Pförring. Waltl übermittelt auch Grüße vom Kreisbrandrat Martin Lackner, der aus terminlichen Gründen nicht anwesend sein kann, jedoch an der Ausarbeitung des fiktiven Einsatzes beteiligt war. Auch Altmannsteins Bürgermeister Norbert Hummel macht sich vor Ort ein Bild vom Geschehen.

So haben sich vergangenen Samstagvormittag die gemeindlichen Feuerwehren, die mit Atemschutzgeräten ausgerüstet sind, aus Altmannstein, Sandersdorf und Pondorf, die Feuerwehren aus Pförring und Kösching, die mit einer Sonderausrüstung für Katastrophen wie Gas- und Ölaustritte ausgerüstet sind, sowie ein Trupp aus Riedenburg im Feuerwehrzentrum in Altmannstein getroffen. Insgesamt sind das 75 Feuerwehrleute mit elf Fahrzeugen, dazu kommt die Gesamteinsatzleitung, die von Kreisbrandinspektor Franz Waltl geführt wird. Unterstützt wird er von den Kreisbrandmeistern Markus Feßlmeier aus Altmannstein und Alois Girtner aus Kasing sowie der Unterstützungsgruppe Öl des Landkreises Eichstätt. Alles in allem beteiligen sich damit knapp 90 Einsatzkräfte am Übungsszenario am Freibad.

Mit den Worten "Betriebsunfall im Freibad, bei dem eine Chlorgasflasche umgefallen ist und Gas austritt. Ein Mitarbeiter der Badeanstalt wird vermisst" geht es los. Die Stützpunktfeuerwehr Altmannstein, die von ihrem Kommandanten Georg Schels angeführt wird, fährt zum fiktiven Unfallort. Nach der ersten Erkundung durch Schels wird das Freibad großflächig abgesperrt. So war die Straße zum Freibadparkplatz "Galgenbergring" am Samstag für die Dauer der Übung komplett für den Verkehr gesperrt.

Dann geht es Schlag auf Schlag: Weitere Einsatzkräfte rücken im Fünfminutentakt an. Bis die Einsatzleitung, die von Kreisbrandinspektor Franz Waltl geleitet wird, mit der Unterstützungsgruppe Öl ihre Aufgaben aufgenommen hat, sind die ersten Trupps der Atemschutzgeräteträger im Bereich der Umkleidekabinen eingeteilt. Sie sollen dort nach vermissten Personen suchen und diese gegebenenfalls retten. Zwischenzeitlich steht der Einsatzplan, so dass Einsatzabschnitte gebildet und die Zug- und Gruppenführer der einzelnen Wehren über ihre Aufgaben informiert werden.

Die Wehr aus Kösching, die von Zugführer Markus Würzburger geleitet wird, baut unmittelbar vor dem Eingang des Freibades einen Dekontaminationsplatz, einen sogenannten schwarz-weiß-Bereich, auf. Durch diesen müssen alle laufen, die aus dem mit Chlorgas kontaminierten Bereich wieder herauskommen. Auf diese Weise soll verhindert werden, die giftigen Gase weiter zu verbreiten. Ebenso rüsten sich die Einsatzkräfte aus Kösching und Pförring mit Chemikalienschutzanzügen, kurz CSA, aus, damit sie bis an die Gefahrenstelle vordringen können, um die vermisste Person zu finden. Zudem sollen sie die undichte Stelle finden und verschließen, aus der nach wie vor - natürlich fingiert - Chlorgas austritt.

Inzwischen bringen sich die Wehren aus Altmannstein und Pondorf rund um die Liegewiese des Freibades in Stellung, um die Chorgaswolke durch das Besprühen mit Wasser in Schach zu halten. Immer wieder hat die Einsatzleitung Kontakt mit dem deutschen Wetterdienst, um die Wetterlage und somit das Verhalten der Gaswolke zu erkunden, da diese vom Wind in den Ort hineingetrieben werden könnte. Wenn das geschieht, so Kreisbrandinspektor Waltl, müssten weitere Einsatzkräfte, wie eventuell das Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz nachgefordert werden, da im schlimmsten Fall anliegende Häuser und Wohnungen evakuiert werden müssten. Ebenso müssten Notunterkünfte bereitgestellt werden, um die evakuierten Personen darin zu versorgen.

Die Sandersdorfer Feuerwehr ist mit der Wasserversorgung sowie mit dem Bereitstellen eines Atemschutz-Sicherheitstrupps beauftragt. Nachdem die vermisste Person aufgefunden und dem Rettungsdienst übergeben ist, machen sich die in Gummianzügen von der Außenwelt abgeschotteten Wehrmänner ans Abdichten des Chlorgaslecks. Als auch diese Aufgabe gemeistert ist und alle kontaminierten Einsatzkräfte abgeduscht sowie deren Ausrüstung gereinigt und wieder in den Einsatzfahrzeugen verstaut sind, erklärt Kreisbrandinspektor Franz Waltl die Übung als beendet.

In der anschließenden Manöverbesprechung loben Waltl sowie der örtliche Kommandant Schels die beteiligten Einsatzkräfte für ihren hervorragenden Einsatz. Hintergrund dieser Übung war, den neu ausgearbeiteten Einsatzplan nicht nur auf Papier zu haben, sondern auch durchzuspielen, so dass eventuelle Unstimmigkeiten und Lücken noch geschlossen werden können, erklärt Waltl. Solche Einsatzpläne werden für alle Badeanstalten im Landkreis Eichstätt ausgearbeitet.

Im Altmannsteiner Freibad ereignete sich im August 2001 ein Betriebsunfall an der Heizanlage mit Ammoniak im Kältekreislauf, der diesem Übungsszenario ähnelte. Damals waren die verantwortlichen Einsatzleiter so gut wie auf sich alleine gestellt, deshalb sei es wichtig, merkt Waltl an, dass solche Einsatzpläne vorhanden sind. Nur so könne man schnell und gewissenhaft agieren.

Nach der Abschlussbesprechung wird Michael Weber mit dem "Ehrenkreuz in Silber" des Kreisfeuerwehrverbandes des Landkreises Eichstätt für über 15 Jahre als Atemschutzgerätewart ausgezeichnet. Bevor alle Einsatzfahrzeuge abrücken, stärken sich die beteiligten Feuerwehrleute noch bei einer Brotzeit.

 

Quelle: Martin Danhauser

http://www.donaukurier.de/lokales/riedenburg/Fingierte-Katastrophe-im-Freibad;art602,3758626