150 Jahre FF Altmannstein
Am 23. September 1868 ist die Feuerwehr Altmannstein gegründet worden. 150 Jahren ist das nun her. Dass das ein Grund zu feiern ist, haben die heutigen Kameraden der Wehr am vergangenen Wochenende mehr als bewiesen: Ein eindrucksvoller Festzug , die feuchtfröhliche Beachparty, ein stets gut gefülltes Festzelt und natürlich der Besuch von Bundesinnenminister Horst Seehofer zeugten von großem Engagement und guter Organisation.
Samstag
"Wir wollen Sie sehr herzlich in Altmannstein willkommen heißen“, begrüßt Festleiter Florian Holzapfel die Gäste am Samstagnachmittag zum politischen Dämmerschoppen. Und sie sind zahlreich erschienen – in den vorderen Reihen sitzen der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl, Eichstätts Landrat Anton Knapp, die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Kreisrat Reinhard Eichiner, die drei Bürgermeister der Großgemeinde Altmannstein, Norbert Hummel, Hannelore Eichenseher und Josef Wagner, die Bürgermeister der Nachbargemeinden, Josef Lohr aus Oberdolling, Bernhard Sammiller aus Pförring und Alfred Paulus aus Mindelstetten sowie zahlreiche weitere Markt- und Gemeinderäte aus Altmannstein und Umgebung. Sogar ein paar vereinzelte SPD-Politiker haben sich in die CSU-Phalanx verirrt. Und mitten unter ihnen sitzt Bundesinnenminister Horst Seehofer. „Ich gratuliere der Feuerwehr Altmannstein zu 150 Jahren, das ist ein stolzes Jubiläum. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das erreiche“, gratuliert Seehofer launig. Und erinnert an das Jahr 1868. „Die Gründung des Deutschen Reiches stand kurz bevor, das war eine ganz andere Zeit.“ Die Feuerwehr bezeichnet er als Herzstück der Gesellschaft, als unverzichtbaren Bestandteil – und die Frauen und Männer der Wehr seien zu jeder Tages- und Nachtzeit gefragt. Dabei gehe es schon lange nicht mehr nur um die Bekämpfung von Bränden, sondern um viele Dienstleistungen mehr. „Wir sind stolz auf unsere Feuerwehr, Vergelts Gott für diesen Dienst zugunsten der Bevölkerung“, dankt der Bundesinnenminister den Kameraden, die einen Teil der vorderen Reihen bevölkern. Und weil die Feuerwehrleute in Altmannstein ja „anständige Geschöpfe des Herrgotts“ sind, wie Seehofer sagt, „werden sie auch schönes Wetter haben“.
Und er soll Recht behalten. Auch wenn es in den umliegenden Ortschaften noch so regnet, in Altmannstein bleibt es – von ganz wenigen einzelnen Tröpfchen – absolut trocken. Es ist perfektes Wetter um zu feiern, und das kosten die Altmannsteiner auch in vollen Zügen aus. In einem langen Zug ziehen die Wehren und Gastvereine zur Bänderverleihung ein. Großen Spaß haben die Fahnenschwenker, wenn sie durch das enge Spalier aus Altmannsteiner Wehr und der Sandersdorfer Patenfeuerwehr schreiten und die Frauen und Männer am Rand sich unter dem bestickten Stolz des jeweiligen Vereins hinwegducken müssen. Die Anstrengung ist ihnen in die Gesichter geschrieben. Besonders hebt die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer Dremel in ihrer Begrüßung die hübschen Festdamen hervor: „Ihr seid eine Zierde dieses Festes.“ Sie dankt auch der Polizei, dem Roten Kreuz, den Ordnern und Sicherheitsleuten. „Wir können heute feiern, weil ihr auf uns aufpasst.“ Von Herzen gratuliert sie der Wehr zum Jubiläum und lobt sie neben ihrer guten Nachwuchsarbeit für die fantastische Organisation des Festes. „Es gibt sogar Ratschtische“, freut sie sich über die selbstgezimmerten Stehtische draußen im Rasen.
„Ihr seid die älteste Feuerwehr im Landkreis Eichstätt“, lobt Kreisbrandrat Martin Lackner die 150 Jahre ehrenamtliches Engagement für die Mitmenschen – und bekommt dafür spontanen Applaus. „Ihr seid das Gesicht eures Ortsteils“, sagt Lackner weiter und dankt für die viele Freizeit, die die Männer – und heute auch Frauen – in den ehrenamtlichen Dienst investieren. „Das ist unbezahlbar.“ Einen Wunsch hat Lackner auch noch für die Altmannsteiner: „Viel, viel Nachwuchs.“
Bürgermeister Norbert Hummel spricht in seinen Grußworten von einer denkwürdigen Zeit – damals, 1868, als der Wunsch nach einer Feuerwehr in Altmannstein laut wurde. „Und heute dürfen die Aktiven „mit Freude und Dankbarkeit“ ihren 150. Geburtstag feiern. Dieses Mal auch im richtigen Jahr, den 100. hatte die Wehr nämlich einige Jahre zu früh begangen. Eine Anekdote, über die die Festbesucher heute sehr lachen können. Insgesamt ist die Stimmung bestens, die Schambachtaler spielen den „Amtsgerichts-Ländler“ und sicher hat so mancher die Worte im Kopf: „Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit. Das Bier war noch dunkel, die Menschen war’n typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals.“ So wie in Altmannstein − zumindest an diesem Festwochenende.
Sonntag
Marschmusik schallt durch die Straßen. Die Schambachtaler Blaskapelle schreitet im langen Zug von der Kirche voran. Dafür hat sich auch das frühe Aufstehen gelohnt, immerhin begleiten die Musiker aus Steinsdorf und Umgebung die Jubelwehr am Sonntag schon seit halb 7 Uhr morgens. Seitdem der Weckruf beim Girgl, gleich neben der Kirche, durch das Tal und die Hänge hinauf erschallt ist. Vor dem Festzelt reihen sich die Fahnen dicht an dicht in den Halterungen, ein buntes Meer an Samt und Bändern. Drinnen begrüßt der Vorsitzende der Altmannsteiner Wehr, Martin Schlagbauer, die Gäste, die das Zelt dicht bevölkern. Feuerwehrmützen hängen an den Ständern neben fast jedem Tisch wie kleine Bäumchen, es duftet nach Schweinebraten und die Bedienungen kommen kaum hinterher, jeden Tisch mit den nötigen Maßen zu versorgen.
Als das Tellergeklapper verstummt ist und der erste Durst gestillt, spürt man langsam einen der Höhepunkte dieses Festwochenendes näherrücken. Vor dem Zelt formiert sich langsam der Festzug, alles ist bestens geplant, jeder Verein steht an seiner Nummer bereit. Schüsse hallen durch das Schambachtal und die Altmannsteiner Feuerwehr setzt sich in Bewegung. Es ist ein schönes Bild, wie sie durch die Straßen des Ortes ziehen, vorbei an Kirche und Rathaus. Immer wieder schwenken die Fahnenträger ihre schweren Fahnen und werden dafür mit kräftigem Applaus belohnt. Die Sonne strahlt auf die Altmannsteiner hinab.
Fast 40 Feuerwehren bilden den Kern des Festzugs. Aus den Altmannsteiner Ortsteilen, aber auch aus Riedenburg, Kösching, Oberdolling, Mindelstetten und vielen umliegenden Orten mehr, sind die Kameraden gekommen, um mit der Altmannsteiner Wehr zu feiern. Die präsentiert sich fein herausgeputzt. Die Mützen sitzen, die Schuhe sind blank poliert. Die zwei langen Tage und Nächte sind ihnen kaum anzusehen. Vor dem Festzelt stehen die Altmannsteiner Wehr, die Ehrengäste − darunter auch am zweiten Tag der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl und die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel − und die Patenfeuerwehr aus Sandersdorf bereits Spalier. Mit großem Applaus werden die eintreffenden Vereine wieder in Empfang genommen und die Fahnenträger zu einem letzten Kraftakt angespornt. Fahnen schwenken über die Köpfe hinweg, mit solcher Kraft, dass zwei Fahnenstangen gleich entzweibrechen − was mit großem Jubel bedacht wird.
Festleiter Florian Holzapfel zeigt sich höchst zufrieden mit dem Verlauf des Wochenendes. Angefangen bei der Beachparty am Freitagabend, die mit 1600 Besuchern die Erwartungen der Wehr noch einmal weit übertraf. Trotz des riesigen Festgeländes füllte sich der Platz recht schnell, gerade die Shuttlebusse wurden gut angenommen. Großen Spaß hatten die Besucher im Schaumbecken, das bei der Beachparty natürlich nicht fehlen durfte.
Der Sonntagabend klingt im Festzelt aus. Bänder werden feierlich von den Altmannsteiner Festdamen an den Fahnen der Vereine befestigt und eine Partyband sorgt noch einmal für Stimmung im Zelt. Statt des Schaumbeckens vom Freitag gibt es Festbier − ein Ersatz, auf den viele gerne zurückgreifen.
Segen für die Wehr
„Ein fulminantes Festwochenende biegt in die Zielgerade ein“, hat Pfarrer Wolfgang Stowasser den Gottesdienst anlässlich des 150-jährigen Gründungsfestes der Feuerwehr Altmannstein begonnen. „Was ist Menschenwerk, was ist Gottesbeitrag?“ fragte er die Gottesdienstbesucher. „In den zurückliegenden Jahren ist vieles von selber gegangen, ein Ehrenamt im heutigen Sinne gab es vor 150 Jahren noch nicht.“ Man müsse Gott danken für 150 Jahre Feuerwehr Altmannstein, so Stowasser. In seiner Predigt verglich er mehrere Fußballweisheiten mit dem Dienst in der Feuerwehr.
In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft, dann seien vier Wochen Bier und Chips angesagt, mutmaßte der Geistliche. Vor 150 Jahren spielte der Fußball noch keine große Rolle. Nur der TSV 1860 München war bereits gegründet. „Im Fußball ist alles möglich“, lautete die erste Weisheit. Auch beim Feuerwehreinsatz wissen die Einsatzkräfte nicht, was auf sie zukommt. Nach der Alarmierung gilt es, so schnell wie möglich zu helfen.
„Geld schießt keine Tore“, so der zweite Gedanke. Bei der Feuerwehr ist es mit der Anschaffung hochmoderner Fahrzeuge nicht getan. Dies allein hilft herzlich wenig, wenn nicht eine geübte Mannschaft mit dem Gerät umgehen kann. Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft seien deshalb wichtige Tugenden einer Feuerwehr.
„Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Schluss ist aber erst, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Die Feuerwehr weiß im Einsatz nicht, wie lange man mit der Gefahrenlage beschäftigt ist. Am Beispiel des Kirchenbrandes in Steinsdorf schilderte Stowasser, dass manchmal auch längere Einsatzzeiten gefordert sind.
„Elf Freunde müsst ihr sein“, hieß seine letzte Fußballerweisheit. Zusammengekaufte Mannschaften gibt es bereits in der Kreisliga, behauptete Stowasser. Die Kameradschaft ist aber gerade im Feuerwehrwesen eine große Triebfeder. In Altmannstein muss man keine Sorge haben, wenn man sieht, mit welcher Einsatzbereitschaft die Gemeinschaft der Feuerwehrmitglieder das Gründungsfest vorbereitet hat. „La Mannschaft“, wie sich die Nationalmannschaft seit der letzten WM nennt, gilt auch in Altmannstein. Teamgeist, Einsatzbereitschaft und der Wille, alles zu geben, ist bei den Feuerwehrleuten zu erkennen.
Zur Gabenbereitung brachten die Ministranten der Feuerwehr Helm, Strahlrohr, Funkgerät und Winkerkelle als Utensilien der Feuerwehr an den Altar. Im Anschluss segnete Stowasser die Patenbänder und Erinnerungsbänder für die zahlreichen Gastvereine.